„Nach 23 Jahren sollte ich mich doch nun daran gewöhnt haben.“
Nein, hab ich nicht!
Ich weiß auch nicht, ob ich mich daran gewöhnen werde?!
Muss ich?
Soll ich?
Ist das wichtig?
Morgen ist der jährliche Kontrolltermin in der Herzambulanz für meinen Sohn David.
Seit seiner letzten Herzoperation vor 12 Jahren muss David nur noch 1 Mal im Jahr zur Kontrolle in die Herzambulanz.
Ich bin dankbar und auch erleichtert, dass es nur ein Mal im Jahr sein muss. Es gab echt schon andere Zeiten, da mussten wir einmal wöchentlich in die Herzambulanz.
Also, nur einmal im Jahr ist echt nicht schlimm.
Eigentlich Luxus!
Einmal im Jahr wird ganz genau hingesehen, hingehört und überprüft, wie Davids Herz sich so tut.
Die Untersuchungen selbst sind nicht schlimm, tun meistens nicht weh und sind absolute Routine für David. Es gibt keine Beschwerde oder gar eine Verweigerung von seiner Seite, das hat es noch nie gegeben. Er ist damit aufgewachsen und ich bin reingewachsen.
Als David noch ganz klein war, gab ich ihm ein Versprechen:
„David, ich lasse nichts zu, was nicht notwendig ist!“
Das ist ein heiliges Versprechen, das ich nie gebrochen habe.
Und NIE brechen werde!
Das hat bedeutet, dass ich mir immer geplante die Schritte oder Untersuchungen erklären lies und das ich die eine oder andere Entscheidung von Experten in Frage gestellt habe und um Alternativen gebeten habe. Ich habe zum Nachdenken angeregt und somit David die eine oder andere unangenehme Erfahrung erspart.
Jetzt begleite ich meinen Sohn auf diesem Weg schon so lange,
EIGENTLICH sollte ich völlig entspannt und gelassen auf den morgigen Termin blicken. Oder?
Ich bin deutlich entspannter und gelassener als vor vielen Jahren.
Vor einigen Jahren hat mich ein Kontrolltermin noch komplett aus der Bahn geworfen. Einige Nächte davor konnte ich nicht mehr schlafen und in meinem Kopf sind die schlimmsten Phantasien herumgewandert. Ich war nervös, angespannt und für mein Umfeld eine Zumutung. Ich wurde mit Glacéhandschuhen angefasst, das hat die eine oder andere Explosion sicherlich verhindert. Meine Nerven lagen blank und ein sanfter Windhauch hat mich zum Heulen gebracht! So sehr hab ich mich vor diesen Terminen gefürchtet. Bei solchen Terminen gab es oft unangenehme Überraschungen. Irgendeine Verschlechterung oder ein Wert, der kryptisch war und für Aufregung sorgte. Irgendwie war ich immer in Erwartung, dass etwas Schlimmes passieren könnte oder man was entdecken könnte, das wieder eine OP erfordern könnte.
Verrückt, ich weiß!
Damals wusste ich nicht, wie ich meine Angst vor den Kontrollterminen in den Griff bekommen konnte.
Ich wusste nicht, wie sehr ich mir und auch meinen Sohn mit dieser Aufregung schade. Alleine und mühsam durfte ich lernen, wie ich mich auf solche Termine vorbereiten kann und wie ich sie gelassener und unaufgeregter begehen kann.
Ich habe es gelernt und ich bringe es auch anderen Müttern bei.
Trotzdem bleibt so ein klitzekleiner Rest übrig.
Dieser klitzekleine Rest, der mich heute doch ein wenig nervös macht. Nicht schlimm, aber doch merklich.
Ein klitzekleiner Rest an Aufregung
Ein klitzekleiner Rest an Nervosität.
Ein klitzekleiner Rest an Sorge, was kommen wird.
Klitzeklein, nicht groß!
Das ist in Ordnung so.
Das kann bleiben.
Das fühlt sich gesund an.
Denn es ist ja auch aufregend.
Es ist ja auch nicht alltäglich.
Ich muss nicht vollkommen entspannt und gelassen sein.
Ich darf ein wenig aufgeregt sein, denn das ist völlig normal!
Es fühlt sich gut an, wenn es nur klitzeklein ist.
DAS ist es , was ich mir für alle Mütter in solchen Situationen wünsche. Das es KLITZEKLEIN ist!